Geisel hat das Tempo angezogen in der Sache Hermannplatz: Noch in den ersten 100 Tagen der neuen Regierung soll ein Aufstellungsbeschluss verabschiedet werden, der die Grundlage für einen vorhabensbezogenen Bebauungsplan bildet. Der Aufstellungsbeschluss setzt die wichtigsten Merkmale des Gebäudes fest: Fläche, Höhe, bauliche Dichte und auch die Nutzungen. Wenn dieses Papier erstmal erarbeitet ist, wird der vorhabensbezogene Bebauungsplan einfach nur noch dessen Umsetzung in die Wege leiten.
*Wir wissen, dass Geisel die Maximalforderungen von Signa umsetzen könnte. *Eine Anfrage aus dem Abgeordnetenhaus hat aufgedeckt: Signa hat eine Gesamtfläche von 107.000 m2 eingereicht – statt den bisher von Signa beteuerten 70.000 m2 Gesamtfläche. Davon sollen 45.000 m2 als Büros vermietet werden und die Flächen für „gemeinwohlorientierte“ Nutzungen sind auf die Hälfte verringert worden.
*Was wir nun gemeinsam tun müssen: den Aufstellungsbeschluss stoppen! *
*Am 14.03. findet um 9:00 Uhr der nächste Stadtentwicklungsausschuss im Abgeordnetenhaus statt. *
Das Thema Hermannplatz steht auf der Agenda.
*Schreibt bitte bis zum 13.3. Emails oder Briefe an alle Mitglieder des Ausschusses aus den drei Koalitionsparteien, um Druck aufzubauen und zu unterstreichen, dass die Zivilgesellschaft kein Großprojekt am Hermannplatz von Signa duldet und dieser Prozess – wie schon oft gefordert – umgehend gestoppt werden muss. *
Wir haben eine Vorlage vorbereitet (siehe unten) und die Email-Adressen der Ausschussmitglieder rauskopiert.
Bitte macht mit und leitet das an Freund*innen und Nachbar*innen weiter. *
SPD:
Abgeordnetenhaus-MA01@mathias-schulz.berlin
sevim.aydin@spd.parlament-berlin.de
matthias.kollatz@spd.parlament-berlin.de
melanie.kuehnemann@spd.parlament-berlin.de
post@jan-lehmann.de
GRÜNE:
andreas.otto@gruene-fraktion.berlin
daniela.billig@gruene-fraktion.berlin
susanna.kahlefeld@gruene-fraktion.berlin
katrin.schmidberger@gruene-fraktion.berlin
julian.schwarze@gruene-fraktion.berlin
LINKE:
schenker@linksfraktion.berlin
eralp@linksfraktion.berlin
gennburg@linksfraktion.berlin
king@linksfraktion.berlin
Betreff: Kein Signa-Bau am Hermannplatz! Kein Umbau des Hermannplatzes!
Liebe Ausschussmitglieder,
ich verfolge den Konflikt am Hermannplatz seit langer Zeit und bin gegen das Großprojekt von Signa!
Die Durchsetzung des Großprojektes durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen ist ein Schlag ins Gesicht der Zivilgesellschaft!
Senator Geisel übergeht die vielen Stimmen der Nachbar*innen in Neukölln und Kreuzberg, die seit beinahe drei Jahren ihren Protest gegen das Vorhaben deutlich gemacht haben. *Wir dulden kein Großprojekt am Hermannplatz von Signa und wir fordern, dass der Prozess umgehend gestoppt werden muss!*
Nicht nur 6.000 Unterschriften wurden gesammelt, sondern es fanden unzählige Kundgebungen und Aktionen statt, die klar gemacht haben, das es hier Protest, Widerstand und viele Argumente gibt, die gegen das Signa-Projekt sprechen:
– Wir sind mit einer explosionsartigen Mietensteigerung konfrontiert
- Verdrängung gehört für uns inzwischen zum Alltag. Es braucht
Lösungsansätze und Strategien – stattdessen ist in diesem Senat
nichts Sinnvolles dagegen geplant! Im Gegenteil: Alles läuft in
Richtung Kooperation mit Investoren wie Signa, die die
Gentrifizierung vorantreiben und für die das Gemeinwohl ein Klotz am Bein ist!
– Aufwertungsprojekte wie das von Signa werden diesen Zustand weiter
verschlimmern – von London bis Paris und auch schon an vielen Orten
in Berlin ist zu beobachten, wie das passiert. Wissenschaftler*innen haben dazu unzählige Studien angefertigt – macht euren Job, lest die Studien und hört auf sie! – Wir beobachten ein Gewerbe-Sterben, das uns die Läden und Orte der Nahversorgung und Identifikation wegnimmt! Aber es gibt in den bisherigen Planungsprozessen keine konkreten Ansätze für den Schutz und die Förderung von Nahversorger*innen und wichtigen sozialen Identifikationsorten in Neukölln – im Gegenteil: Ignoranz, Abwertung, Schikane und Razzien sind an der Tagesordnung!
– Wir identifizieren uns nicht mit einem Monument aus dem letzten Jahrhundert, das alles andere um sich herum dominiert! Es ist absurd und passt nicht zu uns! Wir wollen keine schlechten Kopien von Gebäuden aus alten Zeiten!
– Der Hermannplatz ist nicht nur ein wichtiger Identifikationsort für unterschiedlichste Gruppen, Nutzfläche für einen gut funktionierenden, vielfältigen Markt sondern auch ein wichtiger politischer Platz für unsere Demos und Kundgebungen!
Aufenthaltsqualität haben wir schon, denn der Hermannplatz ist voll
von Menschen, die sich dort aufhalten und die im Planungsprozess und in den Ausschüssen nicht gesehen werden!
– Wir kennen die öffentlichen Plätze ähnlicher Größenordnung und
städtebaulicher Bedeutung, die der Berliner Senat „gestaltet hat.
Wir sagen: Nein Danke zu einem unwirtlichen, leergefegten Potsdamer Platz 2.0.
– Verkehrsgerechtigkeit und Barrierefreiheit für Fußgängerinnen und Fahrradfahrerinnen lassen sich auch mit sehr kleinen, präzisen Veränderungen umsetzen. Aber Fakt ist und bleibt: der Hermannplatz ist ein Verkehrsknotenpunkt – ihn zum Nadelöhr zu machen, führt zu mehr Verkehr in den Nebenstraßen und zu mehr Chaos. Für weniger Verkehr kann nur gesorgt werden, wenn die Automobildindustrie umgebaut wird, nicht die Städte!
– Stadtumbau verursacht CO2-Emissionen genauso wie jeder Neubau von Gebäuden – wir müssen umsichtig und behutsam mit dem Bestand umgehen, ob nun Gebäude oder Platz!
Wir haben viele Probleme, die durch dieses Projekt nur noch drastischer werden – Verdrängung, Armut, Ausgrenzung und Klimawandel! Eine Durchsetzung trotz dieser vielen Argumente wäre einfach nur eins: autoritär.
Wir sind diejenigen, die diese Stadt machen – jeden Tag – in unserem Alltag, mit unseren sozialen Beziehungen und Begegnungen. Wir sind die Expert*innen. Sie müssen als Abgeordnete dafür sorgen, dass unsere Stimme ernst genommen und gehört wird.
Und diese Stimme schreit seit 3 Jahren: STOPPT DIESEN PROZESS! STOPPT DAS PROJEKT VON SIGNA UND DEN UMBAU DES HERMANNPLATZES.
Mit freundlichen Grüßen